Standseilbahn – Ein Stuttgarter Original

Die Schnürlesbahn von 1929

Die Stuttgarter Standseilbahn wird von den Einheimischen aufgrund ihrer Betriebsart auch „Schnürlesbahn“ genannt. Weitere Spitznamen sind im Volksmund „Erbschleicher-Express“ oder „Witwen-Express“.

StandseilbahnDenn die Seilbahn verkehrt von der Talstation am Südheimer Platz im Stadtteil Heslach bis zur Bergstation am Waldfriedhof im Bezirk Degerloch.

Eine Fahrt mit der nostalgischen Seilbahn, die sich äußerlich annähernd im Originalzustand befindet, entführt die Fahrgäste in wenigen Minuten aus der pulsierenden Innenstadt Stuttgarts in die Stille des Waldfriedhofs.

Die Ausstattung der Seilbahn

Standseilbahn Die Stuttgarter Standseilbahn war 1929 in Deutschland die erste ihrer Art mit automatischer Steuerung. Jeder der beiden Waggons hat 22 Sitzplätze auf Holzbänken, 52 Stehplätze und jeweils einen Platz für den Wagenbegleiter, der die Bahn per Knopfdruck startet. Die beiden rund 10 Meter langen Waggons der Seilbahn sind außen aus Teakholz gefertigt. Die puristische Inneneinrichtung besteht überwiegend aus Mahagoniholz mit Beschlägen aus Messing und Schildern aus Emaille. Teakholz und Mahagoniholz waren zur Bauzeit der Seilbahn in Deutschland günstiger als andere Holzarten.

Die historische Rarität läuft wie am Schnürchen

Fahrplan Standseilbahn Degerloch WaldfriedhofDer Höhenunterschied zwischen der Talstation und der Bergstation beträgt rund 85 Meter auf einer Strecke von 536 Metern. Das Prinzip der Seilbahn basiert darauf, dass der nach unten fahrende Waggon mithilfe der Schwerkraft und einem unterstützenden Elektromotor den nach oben fahrenden Waggon hinaufzieht. Dadurch ist das Fahrgeräusch sehr leise. Die Fahrgeschwindigkeit beträgt bis zu 11 Stundenkilometer. Eine Fahrt dauert circa drei Minuten. Die Seilbahn verkehrt täglich zwischen 9:10 Uhr und 17:50 Uhr, im Winter bis 17:10 Uhr, im 20-Minuten-Takt. Sie kann mit einem Ticket der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) genutzt werden.

Meilensteine in der Geschichte der Stuttgarter Standseilbahn

Seit 1986 steht die Standseilbahn unter Denkmalschutz. Die Bahnverbindung ist seit Ende der 1990er Jahre als Linie 20 ein regulärer Bestandteil des Verkehrsnetzes der SSB. Im Dezember 1999 wurde die Bahn ein Opfer des Orkans Lothar. Ein herabstürzender Baum beschädigte einen der beiden Waggons. Die Seilbahn war danach für einige Wochen außer Betrieb, da der Waggon repariert werden musste.

Rund vier Jahre später kam es zu einer weiteren Zwangspause der Seilbahn. Die Europäische Union (EU) hatte 2003 neue Sicherheitsrichtlinien für Standseilbahnen festgelegt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurde die Seilbahn von Anfang November 2003 bis Ende Juli 2004 renoviert und umgebaut. Danach konnte der Fahrbetrieb weitergehen. Die Seilbahn ist seitdem EU-zertifiziert. Im Jahr 2007 bekam die Betreibergesellschaft SSB für die gute Pflege der Standseilbahn den Denkmalschutzpreis von Baden-Württemberg verliehen.


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Bildquelle: ©Residence Immobilien OHG

Kategorie: Sehenswürdigkeiten | von: Sascha Bauer